...mil veces la vida, para qué vivir?...

Montag, 7. November 2011

Tango y pasión...?

Diese beiden Begriffe fallen so oft im gleichen Atemzug. Und obwohl Tango sicherlich mehr ist als »nur« Leidenschaft, gehört diese sicher zu ihm wie ein ordentliches Bier zu einem Fußballspiel.
Sollten wir nicht generell den Dingen, dem Leben mehr Leidenschaft verleihen? Einfach deswegen, weil sonst alles viel zu rational, viel zu vorhersehbar wird? Aber können wir das noch so einfach? Können wir uns noch so leicht erlauben, unsouverän zu sein in unserer Gesellschaft, die so sehr von Erfolgsdenken, Geradlinigkeit, Souveränität, Abgeklärtheit bestimmt wird? 
Man muss sich selber diese freie Nische suchen, in der noch Platz ist für die emotionale Seele, wo man sich noch berühren lassen darf, ohne schräg beäugt zu werden.

Die israelische Soziologin Eva Illouz hat ein sehr kluges Buch über die Liebe geschrieben (»Warum Liebe weh tut«). Darin beschreibt sie, dass das (hauptsächlich weibliche) Leiden an der Liebe oder der eigenen Leidenschaft kein individuelles, sondern vielmehr ein kollektives und gesellschaftlich-soziales Problem ist. Sie sagt: »Unsere Kultur hat angefangen, es als Zeichen von Abhängigkeit zu sehen, wenn wir uns leidenschaftlich verlieben. Leidenschaft erscheint uns suspekt, uncool, ein bisschen hysterisch.« Und so plädiert Illouz unter anderem für einen neuen Mut zur Leidenschaftlichkeit.

In einem aktuellen Interview sagt sie:
»Das erste Gebot dieses Manifests wäre: Es ist nicht uncool, die eigenen Werte und Grundsätze auch auf die Liebe anzuwenden. Schon bei Platon steht, wie jemand liebt, sei Ausdruck der Größe seines Charakters. Mein zweites Gebot wäre, dass Leidenschaft cool ist – nicht Distanziertheit. Bedürftigkeit gehört zu einer Liebesbeziehung dazu. Drittens ginge es darum, ein anderes Modell von Männlichkeit in den Vordergrund zu schieben. [...]  Eines, bei dem Abhängigkeit, Verletzbarkeit und Leidenschaft zu einem “echten” Mann dazugehören. Eines, in dem wir das Verhältnis von Autonomie und Fürsorge neu formulieren.«

Ich finde, dass dieses Thema ganz wunderbar zum Tango passt. Hier muss man sich (und nicht nur als Frau) mit eben diesen Fragen befassen. 
Distanziertheit passt nicht zum Tango. Wir Frauen dürfen im Tanz auch ein gewisses Maß an Bedürftigkeit, an Abhängigkeit, an Verletzbarkeit zulassen und zeigen. Denn man muss sich auf den anderen einlassen, um zum Tango zu finden, womit man doch gleichzeitig auch ein  bisschen Autonomie  aufgibt, oder aufgeben darf.  Man kann sich - im besten Sinne - ein Stück abhängig machen: von Momenten, vom Gegenüber, von den gemeinsamen Schritten, von der passenden Umarmung... Und man kann auch eine Art Fürsorge des Mannes entgegennehmen, man darf erwarten, dass er auf einen Acht gibt,  einen nicht nur rücksichtslos über die Tanzfläche schleudert, dass er sich auf einen einstellt.

Ein Tangotänzer hat mir einmal gesagt: »Ein Mann muss Dir zuhören beim Tanzen. So wie ein Mann tanzt, so ist er auch im Leben.« Könnte man auch weitergreifen und sagen: Wie ein Mann tanzt, so liebt er auch? Jedenfalls könnte man Illouz' Aussage wiederum auf den Tango anwenden. Macho hin oder her - im Tango darf vielleicht auch der Mann auf eine Art verletzbarer sein. Er darf seine Leidenschaft offen zeigen. Er darf sich auf Nähe einlassen. 
Denn letztlich geht es in der Liebe wie im Tango auch darum: um Nähe. Und der Tango zeigt: Nähe beißt nicht. Im Gegenteil. Sie streichelt. 

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