...mil veces la vida, para qué vivir?...

Samstag, 25. Mai 2013

Next trip: Tango

Man könnte es auch "dem Tango hinterherlaufen" nennen. Denn wenn man da Tango tanzt, wo ich herkomme, dann hat man zwei Möglichkeiten: reisen oder verhungern. Ganz so dramatisch ist es zwar nicht. Aber da die lokale Tangoszene nicht gerade vor Milongas strotzt,  muss man sich eben immer ein bisschen bewegen, um zum Tanzen zu kommen. Nun, so kommt man wenigstens rum.  Bis dato war ich ja schon mit einem Tanz-Radius von 100 km sehr glücklich - Ulm, München, Landsberg, Regensburg.... Aber jetzt hat mich da was anderes erwischt, was ich bei mir nahestehenden Tänzern bislang als unheilbaren Virus identifiziert habe: das Tangofernreise-Festival-Syndrom. Ich frage mich gerade, ob ich mich vorher noch impfen lassen soll, bevor es gänzlich ausbricht oder ob ich mich einfach machtlos hingeben soll. Ich fürchte, es wird zweiteres.

Meine "dem-Tango-Hinterherfahr-Etappen" in diesem Jahr haben sich jedenfalls schon mehr als gelohnt. Hamburg, Berlin, Dresden, Wien. Naja, das ist noch nicht High-Level-Reiseniveau. Aber ich stehe ja auch erst am Anfang des Tangotrotter-Lebens.  
Das Blöde ist nur: zwischen diesen Reisen muss man mit dem Hunger, diesem Grummeln im Bauch und der Sehnsucht nach dem nächsten Trip kämpfen. Wenn man zum Beispiel mal ein paar Nächte in diesen wunderschönen Palais in Wien getanzt hat, ja bitte - was soll danach noch groß kommen? Bleibt nur, die nächste Etappe ins Visier zu nehmen und sich bis dahin mit lokalen Milongas ruhig zu stellen. Versuche ich gerade. Zum Glück habe ich schon die nächsten Optionen im Blick: Ligurien und Prag. Ich merke gerade, dass ich hungrig werde...


Tangofestival Wien 2013, Palais Ferstel



Freitag, 24. Mai 2013

Mehr als nur Lückenfüller....


Das Wichtigste ist es zu wissen, warum wir tanzen wollen. 
Wir tanzen die Einsamkeit in uns, die wir durch nichts kompensieren können. 
Diese Lücke, in deren Leere wir Bewegung bringen, ist der Tango.
(Carlos Gavito)

Sonntag, 5. Mai 2013

Der Tango in Augsburg hat Schnupfen

Der Tango in Augsburg kränkelt. Oder sagen wir mal, er hat eine kleine Frühjahrsdepression. Nichts Gravierendes. Also nichts, worüber man sich ernsthaft Sorgen machen muss. Aber doch immerhin ein Warnzeichen: Man sollte etwas unternehmen, bevor es schlimmer wird und man richtig harte Medikamente braucht. 
Symptome: Durststrecken auf den Milongas. Manche guten TänzerInnen kommen als Paar oder verabreden sich gezielt und tanzen zumeist gemeinsam. Folglich werden Tanzpartner knapp und es wird schwieriger, alleine auf die Milonga zu gehen und mehr als zwei Tandas zu tanzen. Ist natürlich nicht Sinn der Sache. Denn das ist doch auch gerade das Prinzip und das Schöne am Tango: Man kann unabhängig von einem festen Partner tanzen gehen. Außerdem ist die Stimmung auf den Milongas mitunter etwas unlässig. Das ist natürlich ein subjektiv wahrgenommes Phänomen und schwer zu beschreiben. Aber da ist etwas in der Augsburger Tangomentalität, was mich irritiert. Vielleicht ist es ein bisschen der Vereins-Beigeschmack. Und vielleicht würde man sich manchmal etwas mehr Offenheit für Neues wünschen.

Ich gestehe, dass ich nach meinen sechs Monaten im Tango-Off (im letzten Jahr) seit Anfang des Jahres nun zwar wieder richtig viel tanzen gehe, aber eben nur selten in Augsburg. Aber warum?
Erstes Problem: Es gibt nur eine regelmäßige, wöchentliche Milonga am Montag. Das ist leider für mich persönlich ein ungünstiger Tag. Denn wenn man eben am Wochenende in München, Ulm oder sogar auf einem Tangofestival unterwegs war, dann will man am Montag Abend erst mal seine Ruhe haben und zuhause bleiben. Ab Mittwoch kann man dann mit mir mal wieder darüber sprechen, auf eine Milonga zu gehen. 

Zweites Problem: Die Location. Die Montagsmilonga von Tango Lun'azul in der Kervansaray hat sich zwar so richtig schön etabliert. So richtig schön ist es hier aber leider nicht. (Und das soll nichts gegen die Kervansaray sein: Hier kann man fein orientalisch essen oder im lauschigen Biergarten sitzen). Will heißen: Augsburg ist eine große Stadt mit schönen Lokalitäten. Und ich denke, dass sich hier sicher das ein oder andere Räumchen finden würde, in dem es sich etwas atmosphärischer tanzen lässt. Nun, ich bin sicher nicht die einzige Tanguera in Augsburg, die das so sieht. Und wahrscheinlich würden sich viele andere auch über frischen Tangowind durch einen Wechsel der Location freuen. Das wäre doch ein Projekt für den Tangoverein, das sich bestimmt sehr auszahlen würde. 

Dafür gibt es dann aber jeden Donnerstag die Möglichkeit, bei Mechtild im Spiegelsaal (DJK in Göggingen) nach der Practica zu tanzen. Hier hat man trotz der Räumlichkeit einer Turnhalle schöne Atmosphäre, super viel Platz und einen guten Boden. Dennoch: Ich würde sagen, dass es keine Milonga in dem Sinne ist, wie man es sich für Augsburg wünschen würde. Aber es ist doch immerhin eine schöne Tanz-Option, um ein Aushungern unter der Woche zu vermeiden. 
Alle vier Wochen kann man zudem nach der Practica von Melanie im JuZe K15 noch frei tanzen und nach den Kursen von El Besito (Alexander und Gisela) gibt es ebenfalls alle zwei Wochen noch die Möglichkeit zum freien Tanzen im Bürgerhaus Pfersee.
Das sind aber alles leider "nur" freie Tanzabende nach den Practicas, die absolut ihre Berechtigung und Wichtigkeit haben. Es sind aber eben keine Milongas. Für mich persönlich macht das doch einen großen Unterschied.
(Alle aktuellen Termine und Infos zu Kursen und Milongas in Augsburg gibt es unter Tango Lun'azul oder unter Tango Augsburg.)

Es gibt aber auch kleine Tangohighlights in Augsburg, die ich nicht unterschlagen will. Die Milonga im Parktheater (findet unregelmäßig samstags statt, Infos über Tango Lun'azul) oder die Milonga Central im Hep Cat Club (1x im Monat am Sonntag). Außerdem natürlich das einmal im Jahr stattfindende, wunderschöne Tango Lun'azul Festivalito im Parktheater. Oder Botango, die einmal jährlich stattfindende Milonga im Botanischen Garten (ein Samstag im Juni) mit anschließendem Tango Picknick am Sonntag. Dazu kommen noch unregelmäßige Veranstaltungen in verschiedenen Locations, wie beispielsweise im Theater Eukitea in Diedorf oder die Milonga von Events! Tango im Bürgersaal Stadtbergen.
(Sollte ich hier etwas vergessen haben, ist das keine böse Absicht.)

Trotzdem glaube ich, dass es das noch nicht ist. Es fehlt noch eine zusätzliche regelmäßige Veranstaltung am Wochenende oder zum Ende der Woche, die eben genau das ist: eine Milonga. In einer schönen Location, in der man ein kleines bisschen vom magischen Tangofeeling spürt. Ich glaube nicht, dass Augsburg dafür zu klein ist. Ich glaube auch nicht, dass die Augsburger Tangoszene das nicht hergibt. Aber ich glaube, dass ein neuer Spirit dem Augsburger Tango gut tun würde, um die bestehende Szene neu zu beleben und letztlich auch neue, vor allem junge Leute anzuziehen. Das ist die Aufgabe des Tangovereins, der sicher viel Arbeit für den Tango leistet. Aber man muss vielleicht manchmal auch so reflektiert und ehrlich sein und sich selbst hinterfragen. Machen wir noch alles richtig? Ist alles gut so, nur weil wir es immer schon so gemacht haben? Wo können wir etwas verändern, um besser zu werden? 
Manchmal brauchen alte Strukturen neue Belebung. Manchmal muss man sich dafür bewegen und vielleicht auch alte Pfade verlassen. Das kann ein Raum sein, den man wechselt. Das kann eine Denkart sein, die man ändert. Aber letztlich zahlt es nur auf eines ein: Auf schöne Tangos.