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Mittwoch, 16. November 2011

Wie eine zarte Umarmung: Der Film »Man muss mich nicht lieben«

Durch Zufall bin ich auf den französischen Film "Je ne suis pas là pour être aimé" ("Man muss mich nicht lieben") gestoßen. Ein Tangofilm? Auf jeden Fall ein sehr sehenswerter, ein zarter, leiser, melancholischer Film, der in den entscheidenden Szenen ohne viele Worte auskommt.

Jean-Claude ist über 50 und wenn etwas in seinem Leben fehlt, dann ist es Wärme. Sein Job als Gerichtsvollzieher hat ihn längst zermürbt und abgestumpft und seine zwischenmenschlichen Beziehungen sind gefühlsarm. Liebe scheint für ihn keine Rolle zu spielen. Nur heimlich gesteht er sich manchmal einen Blick in die Fenster der Tangoschule zu, die seiner Kanzlei gegenüberliegt - dann nimmt er in seinem mit Akten überfüllten Büro die Tanzhaltung ein und man erahnt ein kurzes Aufblitzen von Sehnsucht in seinem Gesicht. Als seine Gesundheit schlapp macht und er von seinem Arzt den Rat bekommt, Sport zu treiben, entschließt er sich, sich für einen Tangokurs anzumelden. Und nicht nur der Tango verändert sein Leben. Sondern auch die bezaubernde Francoise...

Ganz behutsam geht dieser Film vor. Ohne große Leidenschaften, mit wenigen Worten, dafür mit umso mehr Blicken und zärtlichen Umarmungen während des Tanzens entsteht zwischen den beiden Protagonisten eine besondere Art von Innigkeit, die mühelos über den Bildschirm hinein in unser Herz transportiert wird. Man ist sich selbst sicher: Ohne den Tango hätten diese beiden Menschen nie zueinander gefunden. Und ohne den Tango hätten sie nicht diese Ebene der wortlosen Sinnlichkeit, des wortreichen Augenkontakts erlangt.
In beiden Leben ändert sich etwas Entscheidendes: Sie entfernen sich beide von der Sachlichkeit ihrer Lebensumstände, um sich - und sei es nur für Augenblicke - den Dingen hinzugeben, die sie beide offenbar vergessen haben, jeder auf seine Weise: dem Charme einer Umarmung, dem Hoffen auf einen Blick, der Sehnsucht nach Liebe.

Ein Tangofilm? Ja und nein. Natürlich spielt der Tango eine entscheidene Rolle, aber ich würde nicht so weit gehen und den Film als Tangofilm bezeichnen. Dafür sind die Szenen, in denen wirklich getanzt wird, meiner Meinung nach zu gering gehalten. Aber die vorhandenen Tanz-Szenen sind wunderbar unaufgeregt und fast schon bescheiden umgesetzt - ohne den Tango groß zu stilisieren oder in Klischees zu überzeichnen. 
Und die einzige "richtige" Tango-Szene im Film war natürlich sehr zu meiner Freude - denn darin ist meine geliebte Geraldine Rojas mit Javier Rodriguez zu sehen.



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